Donnerstag, 7. August 2014

Und wie ist das uns jetzt noch mal passiert?

"Und wie ist uns das jetzt noch mal passiert?"
Mit diesem Satz fasste Moritz unsere tollen Erlebnisse in Slatopol zusammen. Es war wieder einmal unbegreiflich und toll. Plötzlich waren wir bei wildfremden Menschen und wurden mit einer Herzlichkeit umsorgt, als kennte man sich bereits ein Leben lang.
Zum Abschied aus Slatopol wurden wir noch mit Essensgeschenken überhäuft, denn, so die Begründung, wer radelt muss auch Energie zu sich nehmen. Dabei haben Mo und ich es uns in letzter Zeit wirklich gut gehen lassen. Mit unseren zahlreichen Çay und Kekspausen haben wir unsere Energiereserven für das Altaigebirge ringförmig in der Bauchregion konserviert und gleichzeitig endlich eine Methode gefunden, wie man unsere jeweiligen doch provokant gut aussehenden Sixpacks dezent kaschiert.
Die nächsten Tage auf dem Rad waren dann sehr kurze - also rein kilometertechnisch. Zeitlich kamen wir nicht früher an als sonst - was das ganze sehr deprimierend machte. Der erste kurze Tag war kurz, weil wir erst um 16 Uhr aus Slatopol los fuhren. Der zweite, weil es mir sehr dreckig ging. Magenkrämpfe und Würgreize ließen mich keine Strecke länger als 8km am Stück fahren. In Addition schafften wir dennoch 25km ehe wir uns ein Plätzchen suchten.
Auch die folgenden Tage waren mühsam. Irgendwie waren wir beide chronisch erschöpft. Wir schafften mit größter Mühe an die 50km und fühlten uns, als wäre es eine 100km-Tour gewesen. Vielleicht lag es daran, dass wir den leichten Gegenwind nicht mehr gewohnt waren. Doch wahrscheinlich hatten wir einen höchst aggressiven Virus kombiniert mit einer Lebensmittelvergiftung, die nur deswegen so geringfügige Symptome zeigte, weil unsere Körper so knallhart sind.
Zwei Tage vor Barnaul waren wir wieder bei alten Kräften.
Dies ist in sofern erstaunlich, dass unsere Körper unter einem erhöhten Schwierigkeitsgrad sich regenerieren mussten. Nach den tollen Erlebnissen bei Arman aus Slatopol wurden wir noch öfter Mal von der Straße gefischt und zu einem oder zwei Schnaps, gekauft oder selbstgepanscht, eingeladen.
Wir können uns kaum dagegen wehren, wir sind doch so höflich! Die Russen, die wir hier treffen, sind extrem gastfreundlich, auch wenn dieselben auch immer wieder betonen, dass Russen totale Idioten sind. Wir treffen lieber die gastfreundlichen. Aber man kann ja nur so gastfreundlich sein, wie die Gastfreundschaft angenommen (oder sollte man sagen ausgenutzt?) wird! Also haben wir großen Anteil an der russischen Gastfreundschaft!
Es ist eigentlich nur so, dass wir statt die Schnellstraße entlang zu rasen, lieber langsam durch ein Dorf fahren oder an mäßig frequentierten Stellen, wie badeble Gewässern (Neologismus für "zum Baden nutzbar" oder "weniger dreckig als wir"), campieren müssen und schon werden wir angesprochen. Und kein Gespräch ohne Vodka! Aber leider auch für uns kein Straßenverkehr mit Alkohol - gilt scheinbar wirklich nur für deutsche Staatsbürger.
Der Alkoholkonsum bedeutet zweierlei. Erstens erweitert sich damit unser Wortschatz durch solche Begegnungen rapide. Quantitativ haben wir bereits den Stand eines zweijährigen - nach zwei Monaten! Qualitativ den eines pubertierenden 15 jährigen - jaaa nach zwei Monaten...
Zweitens übersteigt mein Vodkakonsum während der Fahrt den meines restlichen bisherigen Lebens (wahrscheinlich den Zeitraum nach der Fahrt mit eingeschlossen)
!!!
Irgendwann trafen wir auch zwei Deutsch-Rumänen, die vor einem Monat aus dem LDS-Kreis südlich von Berlin mit dem Ziel Ulan Bator los gefahren sind - mit einem VW Polo, Baujahr 93, keine Panne, nur über 100€ Schmiergeld an Polizisten (dann lieber mit dem Fahrrad abgehalten werden)!
>>>Leider haben wir vergessen die Kontaktdaten auszutauschen. Wer also zufällig die beiden kennt möge doch bitte die Kontaktdaten an uns oder entsprechend an sie weiter reichen<<<
!!!
Bald nach Barnaul sollen nun auch Berge kommen. Wir haben kaum noch Erinnerungen an solche Gebilde. Über zwei Monate war es weitgehend flach. Aber ein kleiner Vorgeschmack zeigte uns, dass es mehr Kraftaufwand bedarf um bereits geringere Geschwindigkeiten zu erreichen - dank des Wissens um Annies Theory sollte das aber für uns kein Problem darstellen: einfach schneller treten!

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