Sonntag, 13. April 2014

Rückblick auf die Touri-Tage

Nun sind wir sechs Wochen unterwegs, 41 Tage, davon 8 Ruhetage (+Istanbul). Wir sind stolz erst Deutschland, dann die EU und bald sogar Europa verlassen zu haben - und das alles mit dem Rad! Dieses irre Gefühl lässt sich kaum beschreiben. Irgendwie ist es auch nicht begreiflich. Immer wieder müssen wir kommt aus einem etwas ungläubigen Erstaunen der Ausruf: "... - und das alles mit dem Rad!" Dabei ist es alles so schnell gegangen und rückblickend einfacher als gedacht. Das meiste verläuft nach Plan - soweit man so eine Tour halt planen kann. Gut, die 350km die irgendwo in der Routenplanung zwischen Budapest und Belgrad vergessen wurden waren nicht ganz optimal. Auch sind wir uns noch nicht ganz sicher woher die weiteren 300km herkommen, sodass Berlin-Istanbul 2700 und nicht wie gegoogelt 2100 sind. Größere "Abkuerzungen" haben wir nicht genommen. Aber wie gesagt, wir haben über 2700km in 151.39 Stunden auf dem Sattel verbracht - beinah soviel Zeit, wie wir für die Uni am Schreibtisch verbracht haben und garantiert mehr als unsere bisherigen Radtouren zusammen!!!

Auch wenn wir wohl nur knapp ein Siebtel der gesamten Strecke hinter uns haben, so wird es Zeit für einen kleinen Rückblick auf die komfortablen Tage, von denen wir "nur" 26 von insgesamt 41 Nächten im Zelt verbrachten - irgendwie schwach, aber dies war ja noch der bequeme Teil unserer Reise.

Der Rückblick soll mit unserer "überragenden" Leistung im Vergleich mit der der Tour-de-France-Fahrer beginnen. Nicht ganz fair, weil außer Magnesiumtabletten, 2,5 Ibu und ca. 15g Voltaren haben wir keine unlauteren Mittel zu uns genommen.
Wenn ich mich recht erinnere, dann fahren die Radsportler in den drei Wochen (ca. 18Tage à 5h = 90h) rund 3300Km. Wir benötigten dafür das doppelte an Zeit (Tacho:150h). Doch haben wir auch mehr Gewicht:
Fahrrad ca. 15 Kilo und bis zu 40kg Gepäck. Die Profis haben nur das 10kg schwere Rad. Das Personengewicht, welches in der Gleichung noch dazu addiert (!) werden muss kurzen wir einfach mal raus, das hat im MatheUnterricht ja auch immer wieder funktioniert..
Man muss für einen fairen Vergleich das transportierte Gewicht über die Strecke errechnen und durch die benötigte Zeit dividieren. Für uns bedeutet dies
(55kg x 2700Km)/150h = 990kgKm/h
Die Profis
(10kg x 3300km)/90h= 305KgKm/h.

Man erkennt, dass wir die etwa dreifache Leistung gebracht haben. Fehler sind bei dieser Rechnung selbstverständlich ausgeschlossen!!! Änderungen nur zu unserem Vorteil.
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Das nächste Thema betrifft die Liste der biggest Enemies.
1) Gegenwind
2) Hupende Autos bei der Mittagspause (wir haben Pause und wollen Ruhe!!! Auch wenn wir an der Autobahn pausieren. Plädieren für Fahrverbote zu unseren Pausenzeiten)
3) Schmerzen
4) Schlaglöcher (Bumpa)
5) Bergauffahrten im Nebel
6) Bergabfahrten nach dem Aufstehen, wenn es kalt ist.
7) Berge ("ich hasse Berge" M.S.)
8) fehlende Straßenschilder
9) hupende Autos zur Anfeurung ( lieb gemeint, aber wenn dies öfter geschieht, als wir "Umdrehungen" haben, kriegt man Muskelkater im Arm vom Zurückgrüßen.)
10) Regen (kennen wir bislang nicht wirklich (1 Tag), aber man sagte uns es wäre nass und kalt)

Die Liste ist nicht vollständig, aber dafür auch garantiert nicht objektiv! Geringe Abweichungen sind von Land zu Land festzustellen. Die Studie erfolgte im Auftrag des ADACs und ist damit absolut vertrauenswürdig. Preise können nicht zurück gegeben werden. Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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Doch kommen wir zum wichtigen Part.
Es sind einige Fakten und Informationen festzuhalten.
* Serbien und Bulgarien haben uns mit ihrer schönen Landschaft am meisten beeindruckt.
* Auch auf der Essensliste sind Serbien, Bulgarien mit der Slowakei ganz oben
* Österreich ist flach
* Griechenland (zwischen Ivaylovgrad und Edirne) auch und vom Meer keine Spur.
* Österreichs LKW-Fahrer überholen am dichtesten
* Die Straßengräben sind überall sehr verdreckt, außer Deutschland, Österreich und Griechenland
* Flussradwege sind nicht automatisch flach, nur weil sie am Fluss sind. Sie müssen ja nicht mal am Fluss sein, geschweige denn konsequent ausgeschildert.
* 1 Regentag beim Fahrrad fahren
* es regnet nur, wenn wir in einer Stadt ankommen und ein dichtes Dach über dem Kopf haben. Gerade jetzt wieder in Istanbul bestätigt.
* stets super Zeltplätze
* wir schlafen mittlerweile nur noch 10h statt wie zu Beginn der Fahrt 12 Stunden.
* das durchschnittliche Tagespensum stieg von ca 50km auf 80km.
* die Fahrräder laufen hervorragend. Zwei Platten waren zu verkraften
* Msx Radtaschen sind robust und wasserdicht.
* Pufferakkus sind absolut notwendig um die Entladelaunen der Handys zu kompensieren.
* bei ordentlich Sonne ist das Solarpanel der hit! 1h bei Stillstand und direkter Sonneneinstrahlung und das Handy war von 44% auf 79% geladen. 2h weitere bei Fahrt und immer wieder Schatten bedeckt bei 99%. Leider reichen die gelieferten Watt nicht für ein Eisschrank voller Eis am Stil.
* Mo will ein Campingstuhl
* ich will mehr zu essen
* wir haben einen Brotverbrauch von 1-2 Laib
* Schokolade hat eine ähnliche Lebensdauer in den Lenkertaschen
* Nudeln ist häufigste Abendgericht, dicht gefolgt von auswärts Essen/Restaurant, dann Reisgerichte
* Luftmatratzen sind geil (das einmal benötigte Flickzeug dazu auch)
* Rohloff ist geil
* Klickpedalen sind geil
* Baclava ist geil
* Nudeln sind geil
* Brooks-Sättel sind geil
* SeamGrip ist geil
* Moritz und ich sind einfach mal...
* ...
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Das klingt alles so lustig und toll, aber ihr wisst ja gar nicht wie sehr wir leiden. Neben Knieschmerzen und Oberschenkelerschöpfung haben wir weitere schlimme Verletzungen:
- Fleischwunden(hab mich an einem Dornenbusch gekratzt, wollte noch ein Beweisfoto machen, war aber so schnell verheilt)
- Verbrennungen (Sonnenbrand)
- Verletzungen durch aggressive Tiere (MückenStich)
-...
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Es gibt prinzipiell noch so viel zu erzählen und kaum wird dieser Post hochgeladen sein, werde ich mich ärgern   die eine oder andere Geschichte vergessen zu haben. Aber die lustigsten davon sind für die meisten nicht lustig und müssen den Eltern zuliebe zensiert und/oder weggelassen werden.

Aber doch vielleicht noch eine wichtige Nachricht (es tut mir leid, dass sie erst zum Schluss kommt, aber somit werden die tapferen Leser belohnt (und ich kann meckern, wenn doch mal eine Frage in diese Richtung kommt)):
Unsere Visa sind in Bearbeitung.
Sie wurden nicht rechtzeitig fertig um uns in Momchilgrad zu erreichen, nicht bis Istanbul. Der nächste Versuch wird mit Samsun sein. Voraussichtlichen unsere nächste Ho(s)tel/Wifi Station, welche nur von einer 800km langen, bergigen Strecke von uns getrennt ist. Unter normalen Umständen wäre das eine Woche - aber wir nehmen uns eher 14 Tage Zeit...

Bis dahin

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