Donnerstag, 10. April 2014

Momchilgrad - Istanbul

Es waren relativ entspannte fünf Tage nach Istanbul mit einem krönenden Abschluss.

Wir verließen mit einem weinenden Auge Momchilgrad, wo wir herzlich aufgenommen wurden. Es ging wie prognostiziert sehr bergig weiter. Aber wenn die überwundenen 900 Höhenmeter als dreifaches in der Mongolei auf uns wartet, dann sollte das machbar sein. Klar es war anstrengend und meine Oberschenkel schmerzten zum Teil so doll, dass ich mich glücklich schätzen musste noch Mos dicken Hintern zu sehen (damit sind seine Gepäcktaschen gemeint), aber es war alles im machbaren Bereich. Doch noch sind wir nicht so weit, dass man sich Gedanken über das Altaigebirge machen bräuchte.

Am ersten Abend nach unserer Abfahrt fanden wir nicht nur einer unser besten Zeltplätze (Fotos unten), direkt an einem Krater mit herrlichem Ausblick über die bulgarischen Berge, sondern durfte ich das erste Mal in meinem Leben Friseur spielen - genau in diesem Krater habe ich Mos Haare geschnitten. 2010 rasierte er mir das erste Mal meine jetzige Frisur ähnlich (Bruce Willis Style; er hatte es also deutlich einfacher) und nun revanchierte ich mich. Mit Nagelschere gewappnet und zur Korrektur noch mit meinem Langhaarrasierer (dessen Akku irgendwann leer war) wurde alles (und manchmal etwas mehr) entfernt, was nach zuviel aussah! Das Ergebnis war... ich möchte es mal so formulieren: es war die beste Frisur die ich je tätigte...

Entgegen des ursprünglichen Plans direkt in die Türkei einzureisen fuhren wir den kürzeren Weg über Griechenland. Der Grenzübergang war zwar schön gelegen, doch ihn zu fotografieren verboten. Ein unhöflicher griechischer Grenzbeamter hatte unser traditionelles Grenzfoto verboten und unseren Versuch mit übertrieben penibler Passkontrolle-Schikane bestraft. Am Ende durften wir dennoch in das Euro-Paradies einreisen. Der Griechenlandaufenthalt dauerte auch nur 40km und war uns keine Übernachtung wert. Stattdessen campierten in der Nähe von Edirne. Die Einreise in die Türkei verlief problemlos und alle waren freundlich. Die Abfahrt am darauf folgenden Morgen vom Platz bei Edirne wurde von einem türkischen Angler verzögert, der uns in Zeichensprache und gebrochenen Türkisch (oder das was wir davon verstanden, vielleicht sprach er ganz gut türkisch und wir verstehen nur gebrochenes Türkisch), dass er ein super Elektroniker sei und wir Angela Merkel um eine Arbeitserlaubnis für ihn bitten sollten. Er hätte eine "süper" Idee und würde große deutsche Firmen weiter voran bringen. Nachdem der Versuch ihn davon zu überzeugen, dass sic unsere Kontakte zu Merkel noch im Aufbaustadium befinden scheiterte, haben wir ihn auf ikim (Oktober) vertröstet. Das war für ihn okay. Wir haben nun seine Adresse und Telefonnummer und sollen uns nach unserer Ankunft in Deutschland bei ihm melden... es tut mir jetzt schon weh ihn enttäuschen zu müssen.

Die Türkei in Richtung Istanbul ist sehr sonnig und hügelig. Diese besch * * * * Hügel sind fast so anstrengend wie die Berge in Bulgarien, nur weniger schön was die Aussicht betrifft. Sie gehen bei weitem nicht so lange bergauf, aber dieser ewige Wechsel zwischen Abfahrt und Anstieg demoralisiert einen dermaßen, dass man Mos Hintern beinah wieder aus den Augen verlieren könnte. Aber er war so lieb immer wieder zu pausieren. Wir hatten es ja wirklich nicht eilig. 5x70km und die Sache wäre geritzt.

Wir verbrachten also die letzten drei Tage auf der D100. Stets Berg auf und ab fahrend trafen wir gestern auf einen Türken, der uns riet vor Istanbul auf die D100 zu verzichten und Seitenstraßen zu nutzen. Wir sollten seinen Rat (er war ja ein Ratfahrer (hohoho)) befolgen, denn der Verkehr wurde dichter und dichter sowie schneller und schneller als auch lauter und lauter je näher wir Istanbul kamen.

Die Nacht vor Istanbul verbrachten wir auf einem Plateau, direkt an einem Kliff über dem Mittelmeer mit herrlichem Ausblick. Dieser Platz wurde uns von jugendlichen Malern empfohlen, die eines der noch leerstehenden Ferienvillen renovierten. So wir die Maler trafen wir viele freudige, meist hilfsbereite Personen. Die Scheu vor der Kontaktaufnahme ist genau das Gegenteil dessen, was man den Norddeutschen nachsagt.
Wir campierten also zwischen den Villen auf einem kleinen Stück Grünfläche, sozusagen im Vorgarten von igendwelchen reichen istanbuler Schnöseln, die nur im Sommer sich in die Vorort von Istanbul begeben. Es war herrlich.

Der heutige Tag war dann deutlich länger als erwartet (9.30-18.00, inkl 90km in 6h), aber gemütlich und hektisch zugleich.
Gemütlich war er daher, weil wir alle 20km meinten eine Pause machen zu können und Eis, Bagel oder Eis und Bagel essen zu müssen.
Hektisch wurde er, weil wir es am Ende satt hatten das Leben der Nebenstraßen zu genießen. Es ist zwar wirklich spannend, aber man kommt doch sehr langsam voran! So stürzten wir uns mit unseren Fahrrädern in die rush hour und blockierten nebeneinander fahrrend eine Spur um besser gesehen zu werden. Energisches Hupen wurde mit provokantem Klingeln beantwortet. Für unseren Mut belohnt, ließ man und am leben. Nach einigem Suchen und Fragen haben wir dann auch unser Hostel gefunden.

Istanbul ist extrem groß. Wir benötigten etwa 3-4 Stunden um vom Stadtrand zum Taksimplatz zu kommen.

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