Samstag, 20. September 2014

Ulanbator

Wir sind also in Ulanbator!
Der Stadt vor der uns so viele Menschen warnten! Der Stadt, die hässlich, hektisch, laut und stinkig sein sollte.
Im Prinzip trifft die Beschreibung auch zu, auch wenn wir es am schlimmsten finden, dass hier wieder so viele Touristen sind! Man kann nicht mehr ungestört über Leute reden, ohne Gefahr zu laufen, dass man verstanden wird.
Die Straßen sind ab Mittag von hupenden Autos und pfeifenden Polizisten überfüllt. Die Polizisten stehen an großen Kreuzungen ergänzend zu Lichtsignalanlagen. Leider sind sich die Signalgeber und die pfeifende menschliche Kompetenz nicht immer eine Meinung und arbeiten selten für die gemeinsame Sache. Dies sorgt unter den Verkehrsteilnehmern für Verwirrung, fördert anarchistische Auslegungen der StVO und erhöht den Huppegel um ein vielfaches. Zwischen den stehenden und fahrenden Autos laufen dann die Fußgänger: bei rot oder grün; an Ampeln, Zebrastreifen oder einfach quer-straße-ein.
Dennoch oder gerade daher hat die Stadt ihren Charme. Hier tobt das Leben! Für uns das absolute Gegenteil der letzten drei Wochen in der Mongolei.

Dass wir es hier recht angenehm finden, mag vielleicht auch daran liegen, dass wir endlich wieder uns und unsere Sachen waschen können, wifi haben und etwas vernünftiges zu Essen finden: es gibt sogar ein Laden "german döner" (ich freu mich auf Berlin)!

Doch so positiv ungesund wir die kulinarische Seite Ulanbators wahrnehmen, so anstrengend war die bürokratische.
- Mittwoch Ankunft
- Donnerstag Migrationpolice: Aufenthaltsverlängerung Mongolei
- Freitag Chinesische Botschaft: Visabeantragung

Das Migrationsbüro ist in der Nähe des Flughafens, Bus 11 für 500 Tögrög fährt dort hin. Es ist ein blaues Gebäude. Aus der Stadt kommend auf der linken Seite, noch vor dem Flughafen, hinter einem roten Gebäude mit Kuppeldach.
Dort angekommen zogen wir ein Ticket und warteten - Fehler! Am Schalter wies man uns zum ticketlosen Informationsstand. Die "arbeitende" Sachbearbeiterin war überfordert und wusste nichts mit uns anzufangen, ehe man ihr erklärte, dass der hohe Stapel an leeren Formularen vor ihrer Nase dazu diente uns zwei Exemplare auszuhändigen.
Das Ausfüllen des Formulars war kein Problem, ist mir mein Vor- und Nachname spätestens seit der Klausurzeit in der Uni bekannt und die meisten anderen Informationen konnte ich aus dem Reisepass gewinnen. Leider bestand man darauf, dass wir noch je ein Passfoto beilegen sollten - ärgerlich! Denn es kostete uns 2km zum Fotogeschäft - zu Fuß! Ich hatte am folgenden Tag Waden- und Schienbeinmuskelkater!
Dann mussten wir noch je 2$ pro verlängerten Tag über die bald ablaufenden 30 Tage hinaus zahlen. Dies war im Haus bar oder per Karte zu erledigen. Eine ATM gab es nicht. Dann bekamen wir nach Vorlage der Quittung jeder einen Stempel in den Reisepass.
Es ist also gegen der offiziellen Information auf deutschen Seiten, welche besagen, dass man binnen 7 Tagen die Verlängerung beantragen soll, sehr wohl möglich dies auch am Ende der ersten 30 Tage zu erledigen.

Den folgende Vormittag verbrachten wir in der chinesischen Botschaft - mit warten! Viel Zeit davor, noch mehr Zeit drinnen. Erkundigt über die benötigten Daten hatten wir uns bei hier.
Das Formular druckten wir selber aus, herunter geladen hier.
Doch Achtung! Einige Länder benötigen scheinbar ein anderes Formular, so wurde eine Iren am Schalter zurück gewiesen, obwohl sie das gleiche Formular hatte wie wir.

Der Botschaftausflug war ein Krimi und hätte wahrlich einen Liveticker verdient:
Es lohnt sich 45min vorher am Seiteneingang anzustellen und nach dem Massenstart (Einlass) sich am ersten (!!!) Schalter anzustellen! Der zweite ist zum Abholen der Reisepässe, der dritte lediglich für Chinesen.
Letzteres erfuhren wir aber erst, nachdem der Securitymann uns dort hin gewiesen hat, wir 30min an dritter Position warteten, sich nach mehreren Durchsagen der Schalterfrau auf chinesisch einige Chinesen "vordrängelten", ehe die bereits erwähnte Iren nachfragte, warum es nicht der Reihe nach ging und die Antwort: "no english!" war!
Ach!? Das fällt der guten Frau aber spät auf, dass unter den 20 Europäern, alle wenig chinesisch aussehend, tatsächlich wenig Chinesen waren! Die wenigsten haben sich an ihrem Schalter angestellt um sie bei der Betreuung von Chinesen zu beobachten. Selten steht man dafür in einer Reihe. Zur Beobachtung ist eine Blockformation oder eine lose besser geeignet. Die meisten waren tatsächlich in eigenem Interesse da - was man Startschuss des Massenstarts deutlich zu verspüren war. Dort löste sich die von einer französischen Touristen hergestellte Ordnung in ein wildes Drängen.
In jedem Fall wäre ein früherer Hinweis sehr freundlich gewesen! Statt an dritter Stelle standen wir nun an 30., um schlussendlich wir nach 2min Durchsicht unsere Unterlagen abgeben konnten und zum Bezahlen geschickt wurden. Die Quittung wird beim Abholen vorgezeigt. Zahlen sollten wir Single-Entry obwohl wir ein double-entry beantragt haben. Mal sehen welche Konsequenzen das hat, ob wir nach zahlen müssen, einfach single-Entry erhalten oder alles von vorne beantragen dürfen. Dass wir das noch nicht wissen hängt damit zusammen, dass für Deutsche ein Expressvisum nicht mehr möglich ist - für Franzosen schon. So müssen wir vier Werktage warten, statt lediglich nur einen.

Aber als Abwechslung zum Stress, gönnten wir uns etwas Kultur!
- Donnerstag in das Theater
- Samstag in die Oper

Im Theater gab es eine culture-show mit Orchester, Tänzergruppen und Einzelkünstlern. Beeindruckend waren vor allem die traditionellen Instrumente und der Kehlkopfgesang. Vorn letzterem hatten ich etwas bange, kannte ich bislang nur die Qualität von Sheldon Cooper. Alles in allem empfehlenswert, wenn auch ungewöhnlich, da mehr Künstler als Zuschauer beteiligt waren.

Am Samstag gingen wir dann in die Oper. Gespielt wurde einer der schrecklichsten Dinge die ich je gesehen habe: die Wahl der Miss Mongolia 2014!
Nicht nur dass das Beste gleich zu Beginn kam und damit kein Spannungsbogen zustande kam (und da ist es mir lieber eine Story zu hören, bei der der Spannungsbogen bis zum Äußersten gedehnt wird). Nicht nur weil die Mädels weniger hübsch anzusehen waren als erhofft (im Publikum und auf der Straße gab es deutlich mehr und hübschere, als die die es bis auf die Bühne schafften). Nicht nur weil die Techniker unter dem Niveau eine Schulaufführung arbeiteten, mit verpassten Einsätzen, störenden Windows-Fehlermeldung-Geräuschen, falsche Einblendungen der aktuellen Themen (Miss Talent, Miss Model, Beauty with a Purpose, Miss Foto, Miss Bikini, ...), übersteuerte Mikrophone, ...
Nein! Das schlimmste an dem ganzen war, dass die Botschaft die am Ende von der Jury (drei dicke Herren und eine ehemalige Gewichtheberin) an das Publikum übermittelt wurde so traurig war:
Gewonnen hat die abgemagerste von allen! Es gab tatsächlich unter den 10 Kandidatinnen einige die natürlich aussahen und damit unter den hübschsten waren. Es gab gar welche die man gern zum Essen eingeladen hätte, nur damit die ein zwei Pfunde dazu gewinnen und dennoch als hübsch zu bezeichnen waren. Aber warum man letztendlich diejenige zur Siegerin kürte, deren Arme den Durchmesser meines linken großen Zehs haben, blieb uns ein Rätsel und vermieste uns den restlichen Abend, den wir in einem koreanischen Restaurant verbrachten - leider ohne eines der hübschen Mädels!

Die restliche Zeit in Ulanbator verbringen wir weitestgehend mit warten auf Mittwoch und essen zwischen dem aktiven Warten!

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